Episode 54 Das ist nicht Sinatah

Ein dunkler Schatten legte sich über Sinatahs Gesicht. Ihre Züge verzerrten sich, als ob eine fremde Macht von ihr Besitz ergriff. Runara bemerkte die Veränderung zuerst – ihre Augen verengten sich besorgt. „Das ist nicht sie“, murmelte sie und hob warnend die Hand. Doch Sinatah reagierte sofort, als ob sie ihre Absichten erahnte. Ihre eigene Hand zuckte nach oben, und mit einem unheilvollen Knistern formte sich eine rubinrote Kristallhülle um sie. Eine gewaltige Schockwelle raste durch die Ruinen und ließ Staub und Blätter aufwirbeln.

Dann breiteten sich Sinatahs Flügel aus – dämonisch, durchzogen von rubinrotem Licht. Mit einem mächtigen Schlag erhob sie sich und landete lautlos auf einer hohen Säule, von wo aus sie die Gruppe mit lodernden Augen musterte. Der Kampf hatte begonnen.

Runara kämpfte verbissen und nutzte ihre Magie, um Sinatah zu Boden zu zwingen. Moronur stürzte sich auf sie, seine Schläge präzise und kraftvoll – doch in seinen Augen lag ein Funkeln von Zögern, vielleicht sogar Schuld. War es Frust, der in diesen Hieben lag? Er wusste es nicht.

Plötzlich ließ die magische Wirkung von Runaras Zauber nach. Sinatah erhob sich erneut und schwebte in die Überreste eines alten Tempels. Der Boden unter ihr glühte auf – eine leuchtend rote Rune erschien. Alvar reagierte blitzschnell. Er schleuderte eine Eisbombe in ihre Richtung, die in der flirrenden Aura der Rune explodierte. Ein frostiger Nebel breitete sich in der Ruine aus.

Belmont und Moronur trotzten Sinatahs Angriffen, doch es war schließlich Belmont, der die Wende brachte. Mit gezieltem Speerwurf traf er einen feinen Riss im Kristall, der sich um Sinatah gebildet hatte – und unter einem gellenden Laut zerbrach die Barriere.

Für einen kurzen Moment kehrte Klarheit in Sinatahs Augen zurück. Sie sah ihre Gefährten an und fragte verwirrt: „Was ist passiert? Warum… warum fliege ich?“ Ihre Stimme war brüchig, voller Angst. Dann flüsterte sie: „Sie hält mich gefangen…“

Doch die Bedrohung war noch nicht gebannt. Dunkle Ranken wanden sich aus dem Boden und rissen Runara, Alvar und Moronur mit sich. Belmont handelte ohne zu zögern. Mit einem kraftvollen Hieb befreite er Runara, die ihm nur einen kurzen Blick zuwarf, ehe sie entschlossen sagte: „Nur du kannst sie retten. Nur du kannst zu ihr durchdringen.“

Sinatah keuchte auf, als ob sie sich einer gewaltigen inneren Kraft entgegenstemmte. Ihre Augen ruhten auf Belmont, doch als sie sprach, war es nicht sein Name, den sie rief. „Aelar…?“

Belmonts Miene versteinerte. Aelar. Ein Name aus ihrer Vergangenheit, jemand, den sie lange nicht gesehen hatte. Wenn es das war, was nötig war, um sie zurückzuholen, dann würde er diese Rolle spielen. Er trat näher und sprach mit ruhiger Stimme – die Worte eines Vertrauten, eines Freundes aus vergangenen Tagen.

Und dann… trat Sinatah aus der Rune heraus.

Für einen Moment schien es, als hätte sie sich befreit. Doch dann erschütterte eine donnernde Stimme den Dschungel: „Das ist nicht, wie es endet!“

Unheimliche Schemen erschienen am Rand der Ruinen, und eine dunkle Präsenz machte sich in der Luft breit. Belmont spürte die fremde Energie in sich – ein Funke göttlicher Macht. Ohne zu zögern lenkte er diese Kraft auf Sinatah. Die Schatten in ihrem Inneren wanden sich, kämpften gegen das Licht… und dann riss sich eine schemenhafte Gestalt aus ihrem Körper.

Der Dämon lachte mit verzerrter Fratze und blieb hinter ihr stehen.

Sinatah sackte bewusstlos zusammen, fiel direkt in Belmonts Arme. Der Dämon stieß ein kehliges Knurren aus und machte sich bereit, anzugreifen. Doch Runaras Blick richtete sich auf eine andere Gestalt, eine, die am Rand der Ruinen stand. Ihre Stimme war kalt, beinahe verächtlich: „Du bist immer zu spät. Warum bist du hier? Wegen ihm?“

Alvar folgte ihrem Blick – und erstarrte. Dort stand ein Waldelf. Er kannte ihn nicht… und doch sah er Belmont zum Verwechseln ähnlich.

Der Kampf tobte weiter. Moronur rammte seine Faust in den Dämon und schleuderte ihn zu Boden. Belmont legte Sinatah sanft ab und wandte sich mit brennendem Blick dem Feind zu. Die Erinnerung an ein Mädchen in einem Kerker blitzte vor seinem inneren Auge auf – ein Bild, das Wut in ihm entfachte. Mit unbändiger Kraft schnellte seine Faust nach vorne.

Moronur konnte nicht anders, als fasziniert zuzusehen. Selbst Belmonts bloße Fäuste hatten eine Macht, die beeindruckend war.

Dann, im entscheidenden Moment, glitt Alvars Dolch durch die Luft und fand seinen Weg in das dunkle Herz der Kreatur. Die Hülle des Dämons erbebte, zog sich in Fetzen auseinander – bis nichts als ein zerschmolzener Schatten übrig blieb.

Stille legte sich über die Ruinen.

Community Notes:

  • Daniel mit dem Golden 20!