Episode 48 Ein Thron in ungewissen Händen

Die Luft in der Höhle war erfüllt von Spannung und Dunkelheit, als Belmont am Boden lag. Trotz seiner Schwäche hielt er den lilafarbenen Kristall fest umklammert, als wäre er das Einzige, was ihn noch mit der Realität verband. In der Mitte des Raums breitete sich eine schwarze, pulsierende Pfütze um den knienden Goldmann aus. Diese Pfütze entwich ihm wie eine lebendige Dunkelheit, die alles um sich herum verdorren ließ.

Runara, sichtlich bestürzt, blickte auf den gefallenen Goldmann herab. „Wie konntest du ihm nur verfallen?“ fragte sie, doch ihre Worte hallten ohne Antwort wider. Sie wandte sich an Sinatah, verzweifelt: „Wo ist Valarian?“ Ohne zu zögern berührte Sinatah den kristallinen Körper, in dem Valarians Wesen gefangen war, und suchte telepathischen Kontakt.

Eine schimmernde Eiswand materialisierte sich plötzlich zwischen den Helden und Goldmann, erschaffen durch Sinatahs Macht, um ihre Gruppe zu schützen. Alvar kniete sich über Belmont und flüsterte heilende Worte, die langsam wieder Kraft in dessen geschundene Glieder brachten. Doch Goldmanns Klinge durchbrach fast die Wand – erste Risse zogen sich durch das Eis, als die Waffe nur knapp an Moronurs Kopf vorbeischoss. Der Halb-Ork zögerte nicht und zog Belmont auf die Beine.

Belmont spürte, wie die Kraft des Kristalls durch seine Adern pulsierte, fremd und doch irgendwie vertraut. Er warf den Kristall zu Runara, überzeugt, dass sie besser mit seiner Energie umgehen konnte. Runara fing ihn auf und spürte eine uralte Kraft, die sie seit Jahrzehnten nicht mehr berührt hatte.

Inzwischen wuchs der schwarze Rauch an der Eiswand entlang, als würde er sie umarmen. Die Höhle begann zu beben, die Eiswand zerbrach unter Goldmanns unaufhaltsamen Schlag. Moronur, Alvar und Sinatah zogen sich zum Höhlenausgang zurück, während Belmont wie versteinert vor Angst stehen blieb.

Goldmanns Stimme war wie ein dunkler Wind, der Belmont zu umschmeicheln suchte: „Schließe dich mir an, und ich schenke dir Macht, wie du sie dir nicht vorstellen kannst.“ Für einen Moment flackerte Zweifel in Belmonts Augen, doch im letzten Augenblick riss er seine Hand zurück. Diese Entscheidung blieb nicht ohne Folgen – die schwarze Aura warf ihn bewusstlos zu Boden.

Runara, vor Entsetzen erstarrt, streckte ihre Hand nach Belmont aus, doch sie hatte keine Wahl – ihre ganze Konzentration war notwendig, um den Einsturz der Höhle aufzuhalten. Goldmann bewegte sich auf sie zu und schleuderte seinen Speer. Geschickt wich sie dem Angriff aus, doch die Situation spitzte sich zu.

Sinatah schloss die Augen, hielt den Kristall fest und flehte die darin wohnende Macht um Hilfe an. Die Stimme des Wesens antwortete, kalt und fern: „Hilfe hat ihren Preis. Bist du bereit, ihn zu zahlen?“ Sinatah nickte.

In diesem Moment begann der Kristall, in dessen Form sich Valarian befand, in sich zusammenzubrechen, und seine letzten Worte hallten in Sinatahs Geist: „Das besprechen wir bald weiter.“ Verzweifelt griff Moronur zu einem Feuerball, der Goldmann schwer traf. „Beeilt euch!“ rief er den anderen zu. Belmont erwachte, löste sich von Goldmann und nutzte einen Hastezauber, um Alvar auf den Schultern zum Ausgang zu tragen. Doch ein herabfallender Felsen brachte Alvar zu Boden. Trotz allem schafften es die Helden, sich aus der einstürzenden Höhle zu retten.

Der Hochfels... war in sich zusammen gebrochen.

In einer Wolke voller Staub und Asche empfing sie Magzul. Schnee fiel still aus dem Himmel, während die Bergspitze langsam in sich zusammensank. Staubwolken rollten über die Ebene, und das Lager vor dem Eingang war von einer bedrückenden Ruhe erfüllt. Die Orkschamanen kümmerten sich um die Verletzten und die befreiten Ma‘ii.

Die Gruppe suchte Schutz in Drakhtar, wo sie einen Kriegsrat mit Doroba und Gorama abhielt. Belmont sprach offen über seinen Moment der Versuchung und bat die anderen, ihn aufzuhalten, sollte er je so wie Goldmann werden. Sinatah teilte ihre Erlebnisse mit dem Wesen im Kristall. Doch als ihr mystisches Buch zu pulsieren begann und eine neue Seite voller kryptischer Zeichen erschien, wurde ihr klar, dass das Abenteuer noch lange nicht vorbei war.