Auszug aus „Über die Natur des Rubinreiches“

Verfasst im 3. Zeitalter von Magister Calvessan, Hüter der Rubinchronic

I. Wesen und Ursprung

Das Rubinreich – auch Sanguinaris Aeternum genannt – ist eine gebundene Zwischenebene, erschaffen von einem Bund aus Kristallsehern und Blutmagiern. Es existiert jenseits der materiellen Welt, doch ist es untrennbar mit ihr verbunden durch Adern aus lebendigem Rubinlicht, die wie pulsierende Venen durch den Boden und Himmel des Reiches fließen. Sein Herz ist der Rubinkern, ein gewaltiger, blutrot glühender Monolith, der die gesamte Ebene nährt und kontrolliert.

II. Zweck und Gefangenschaft

Das Reich dient seit seiner Erschaffung als Gefängnis ohne Mauern. Wer hineintritt, wird unweigerlich an den Rubinkern gebunden. Diese Bindung entzieht dem Gefangenen stetig Lebenskraft und Erinnerungen, bis er nicht mehr zwischen sich selbst und dem Reich unterscheiden kann. Mit fortschreitender Zeit beginnt der Körper, rubinrote Verfärbungen anzunehmen, und die Gedanken verlangsamen sich, als würde man in zähem, glühendem Harz waten.

III. Die Wächterin – Serelyne, die Blutkönigin

Über allem im Rubinreich thront Serelyne, genannt die Blutkönigin. Einst eine sterbliche Hexe, schloss sie einen Pakt mit einer uralten Gottheit des Lebens und der Opferung – und wurde selbst zur Warlock-Deity. Ihre Gestalt ist halb Frau, halb aus lebendigem Rubin geformt, ihre Augen glühen wie geschmolzene Glaskugeln. Serelyne ist an den Rubinkern gebunden und nährt sich von den Seelen der Gefangenen. Sie flüstert ihnen Träume von Macht und Erlösung zu, nur um sie tiefer in die Adern des Reiches zu locken. Kein Gefangener kann an ihr vorbeikommen, ohne ihren Blick zu erwidern – und wer dies tut, verliert einen Teil seiner Seele an sie. Warlocks, die ihr dienen, erhalten Magie aus dem Herzblut des Reiches, doch jeder Zauber bindet sie enger an Serelynes Willen.

IV. Unmöglichkeit der Flucht

Kein Gefangener kann den Ruby Realm aus eigener Kraft verlassen. Der Kern hält das Portal zur materiellen Welt geschlossen, solange er von der Lebenskraft des Gefangenen zehrt. Nur ein Anker aus der sterblichen Welt – ein starkes Band aus Blut, Eid oder Herz – kann den Kern schwächen und den Weg öffnen. Fehlt dieser Anker, wird der Gefangene vollständig absorbiert und als lebendige Statue in die Struktur des Reiches eingearbeitet – unter Serelynes Herrschaft.

V. Zeitfluss

Die Zeit im Rubinreich folgt keinem festen Gesetz. Ein Tag dort kann in der materiellen Welt nur Minuten dauern – oder Jahrhunderte. Dies macht jede Rettung zu einem Wettlauf gegen eine Uhr, deren Zeiger niemand sehen kann.

VI. Das Schicksal des Gefangenen

Wer zu lange verweilt, verliert:
Sein Gedächtnis – zuerst Namen und Gesichter, dann Sprache und Selbstbild.
Seinen Körper – Gliedmaßen und Haut verhärten zu kristallinem Gewebe.
Seine Seele – verschmolzen mit dem Kern, um dessen Macht zu mehren, und unter Serelynes Kontrolle zu dienen.

VII. Warnung

Ein Randvermerk des letzten bekannten Forschers lautet:
„Ich sah ihn auf dem Rubinpfad stehen, allein im endlosen Licht. Hinter ihm kam der Schatten – und in seinen Augen spiegelte sich die Blutkönigin.“